Stadtimker Dr. Bee: Die fleißige Biene

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Dr. Bee erklärt uns das eindrucksvolle Sozialverhalten der Biene. Vor mehr als 2000 Jahren stellte Aristoteles fest: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Zwar dachte der antike griechische Philosoph mit seiner Aussage zunächst nicht an Bienenvölker, jedoch trifft sie auf die fleißigen Tiere wohl am besten zu.

Die Biene ist ein Paradebeispiel sozialer und wirtschaftlicher Organisation demonstriert eingehend, wie Kooperation und Spezialisierung in einem Gruppenverband zum Erfolg führen können. Im Bienenstock muss sich jedes Individuum unter diese Prinzipien unterordnen.

Die Mitglieder im Bienenstock

Dr. Stefan Schmidt alias Dr. BEE in seinem Garten. Bildquelle: Bine Bellmann
Dr. Stefan Schmidt alias Dr. BEE in seinem Garten. Bildquelle: Bine Bellmann

In seiner Funktionsweise erinnert das Bienenvolk an die arbeitsteilige Produktion in modernen Industriebetrieben. Jedes Mitglied der Bienengesellschaft hat eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Dabei gibt es im wesentlichen drei soziale und biologische Kategorien im Bienenstaat, der in der Regel um die 30.000 bis maximal 50.000 Exemplare zählt.

An der Spitze des Volkes steht eine einzige Königin, sie ist immer weiblich. Ihre Hauptaufgabe ist es, für Nachwuchs zu sorgen. Neben ihr leben zahlreiche unfruchtbare Bienen, die Arbeitsbienen in einem Volk. Sie kümmern sich um Fütterung und Pflege ihrer Königin, ziehen Larven aus deren Eiern auf und verteidigen den Stock. Ausschließlich sie sind auch für die Honigproduktion zuständig. Und schließlich gibt es auch noch die Männer, die sogenannten „Drohnen“ im Bienenstock. Sie sind mit einer nur kurzen Lebensdauer von zirka einem Monat gesegnet, die genau dann endet, wenn sie ihre einzige Aufgabe, die Begattung einer Königin, erfüllt haben. Die Drohne stirbt direkt nach dem Geschlechtsakt im Flug.

Rigorose Maßnahmen für den evolutionären Erfolg

Durch das Vermeiden der Begattung ist jedoch nicht etwa auch der Tod für die Drohnen abwendbar. Die erfolglosen unter ihnen, die im Herbst noch keine Königin befruchtet haben, werden von den Arbeiterinnen im Herbst aus dem Nest gejagt. Einlasskontrollen der Arbeiterinnen verhindern, dass sie in den Stock zurückkehren und so sterben sie hilflos im herannahenden Winter.

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Wer nicht hilft, fliegt raus! Jede faule Biene oder "Drohne" wird aus dem Stock geworfen. Quelle: Bine Bellmann
Wer nicht hilft, fliegt raus! Jede faule Biene oder “Drohne” wird aus dem Stock geworfen. Quelle: Bine Bellmann

Was zunächst wie eine ungerechte Männerdiskriminierung scheint, zieht sich wie ein roter Faden durch die Handlungsmuster des Bienenstockes. Nicht nur die Männer werden rigoros ausgemerzt, wenn sie ihren Zweck nicht erfüllen. Jeder, der seiner genau definierten Aufgabe nicht gerecht wird, muss sterben. Es kommt zum Beispiel vor, dass Arbeiterinnen biologisch fehlgesteuert sind und Eier legen. Werden sie dabei ertappt, ist ihr Tod Gewissheit. Eine Königin, die zu wenige Eier legt, erwartet dasselbe Schicksal. Sie wird von ihren Untergebenen beseitigt. Fehlverhalten und Leistungsverweigerung werden stets mit dem Tod bestraft. Um soeine optimale Fortpflanzung zu erreichen und Töchtervölker ausfliegen zu lassen, und der Evolution Vorschub zu leisten.

Fortpflanzung im Bienenstock

Der Evolution Vorschub leisten – dies geschieht in der Welt der Bienen nicht etwa dadurch, dass die männlichen Tiere möglichst viele weibliche begatten, deren Nachwuchs dann wiederum dasselbe tut. Im Gegensatz zu anderen Insekten- und Tierarten ist Fortpflanzung im Bienenstock eine Sache der Elite. Die Zahl der fortpflanzungsfähigen Tiere ist extrem gering und beschränkt sich in einem Bienenstock von 30.000 Mitgliedern auf eine weibliche Biene, die Königin, und auf 500 bis 1500 männliche Bienen, die Drohnen.

Die fleißigen Bienen bei der Arbeit. Die Aufgaben in einem Bienenstock sind klar verteilt. Bildquelle: Bine Bellmann
Die fleißigen Bienen bei der Arbeit. Die Aufgaben in einem Bienenstock sind klar verteilt. Bildquelle: Bine Bellmann

Wenn im Sommer die Königinnen aus ihren Bienenstöcken ausfliegen, werden auch die Drohnen aus umliegenden Völkern aktiv. Sie schwärmen aus, um eine Königin zu begatten. Meist von mehreren Drohnen beglückt, reicht der Samenvorrat der Königin nun aus, um bis zu vier Jahre lang bis zu 3000 Eier am Tag in die von den Arbeiterinnen vorbereiteten Brutzellen zu legen.

Die daraus entstehenden Larven werden von den Arbeiterinnen als unfruchtbare Nachkommen zu neuen Arbeitskräften, sowie fruchtbaren Drohnen herangezogen. Um eine neue Königin heranzuziehen füttern die Arbeiter-Ammen einer der Larven den besonders nahrhaften Weiselfuttersaft, der den Geschlechtsapparat der Biene ausbildet. So wird von den unfruchtbaren Arbeiterinnen eine kontinuierliche Fortpflanzung im Stock sichergestellt.

Die Fortpflanzung von einzelnen Individuen wird im Bienenstock auf ganz innovative Art unterdrückt: Die Königin sendet Duftstoffe aus, die dafür sorgen, dass sich die Geschlechtsapparate der Arbeiterinnen nicht ausbilden und sie somit unfruchtbar bleiben. Außerdem bewirken die Stoffe, dass sich die Bienen, deren Leben sich durch einen strikten, täglichen Arbeitsplan auszeichnet, kooperativ und genügsam verhalten.

Es scheint, nur durch diese radikale Form der Organisation und das Unterordnen des Individuums unter das Kollektiv, kann die Honigbiene erfolgreich überleben. Das Ganze ist nicht nur mehr als die Summe seiner Teile, sondern sichert schlichtweg das Überleben der Spezies.

Die Rolle der Biene im Ökosystem

Stadtimker Dr. BEE: Die fleißigen Bienen in Düsseldorf. Bildquelle: Bine Bellmann
Stadtimker Dr. BEE: Die fleißigen Bienen in Düsseldorf. Bildquelle: Bine Bellmann

Und die Honigbiene selbst wiederum sichert das Überleben von allerlei Blütenpflanzen. Sie sind auf die Bestäubung durch die Arbeiter-Bienen angewiesen. Eine einzige von ihnen besucht bis zu 400 Blüten täglich, legt dabei bis zu 85 Kilometer zurück und kann so zusammen mit ihren Kolleginnen an guten Tagen bis zu 8 kg Nektar in den Bienenstock bringen.

Damit stellt sie für das Bienenvolk Nahrung in Form von Honig für den Winter sicher und zieht den Nachwuchs auf. Ohne diese Sammlertätigkeit der Biene würden Blütenpflanzen verschwinden und mit ihnen zahlreiche Tierarten, die sich von ihnen ernähren. Auch die Menschheit wäre betroffen: Ihr würde ohne die Bestäubungsleistung der Bienen ein Drittel Nahrung entzogen, ganz zu schweigen vom Fehlen des leckeren Honigs, den Imker seit Jahrtausenden den Völkern entwenden.

Hinter dieser wichtigen Rolle, die die Biene im Ökosystem spielt, steht die einzigartige soziale Organisation der Bienenvölker. Kein Wunder, dass das kleine Tier seit abertausenden von Jahren eine solch große Faszination auf den Menschen ausübt.

Für all diejenigen, die mehr über das Bienenleben und die Rolle der Bienen im Ökosystem erfahren möchten, hat Doktor Bee folgende Medien-Tipps:

Den Film: „More than Honey“ oder das Buch “Phänomen Honigbiene” können Sie gleich hier bestellen:

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