Laut der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) stürzt etwa ein Drittel der zu Hause lebenden Senioren ab 65 Jahren einmal pro Jahr. Am höchsten ist das Sturzrisiko bei Pflegeheimbewohner, von denen etwa die Hälfte mindestens einmal jährlich stürzt. Nach einem Sturz erlangt circa die Hälfte der Senioren ihre frühere Beweglichkeit nicht mehr voll zurück. Rund 20 Prozent werden sogar dauerhaft pflegebedürftig.
Das Risiko für Spätfolgen lässt sich mit der richtigen Behandlung nach einem Sturz glücklicherweise deutlich reduzieren. Studien zeigen, dass physiotherapeutische Maßnahmen sowie eine Analyse des Gangs hier die besten Ergebnisse erzielen und es vielen alten Menschen wieder ermöglichen, sich nach einem Sturz im Alltag sicher zu bewegen.
Laufanalyse zeigt Fehlbelastungen
Im Profi- und Breitensport kommen Laufbandanalysen schon seit Jahren zum Einsatz. Bei einer Laufanalyse wird das individuelle Laufverhalten als Video aufgezeichnet. Anschließend können Sportärzte und Physiotherapeuten das Bewegungsmuster des Fußes detailliert analysieren und dabei mögliche Fehlstellungen entdecken. Laut dem Physiotherapeuten Alexandros Swoch eignet sich eine solche Analyse auch für Senioren, die gestürzt sind.
Einen Sturz vermeiden: Wieso ist eine Laufanalyse sinnvoll
Falsches Laufen führt zu einer Fehlbelastung des Fußes, die wiederum schwerwiegende gesundheitliche Probleme auslösen kann. Neben der Statik des Körpers, die maßgeblich das Sturzrisiko bei Senioren beeinflusst, sind das noch viele Beschwerden, die auf den ersten Blick nicht mit dem Laufverhalten in Verbindung gebracht werden.
- Zahnschmerzen
- Nackenverspannungen
- Rückenschmerzen, besonders bei der Lendenwirbelsäule
- Knieschmerzen
- Beschwerden mit dem Sprunggelenk
- Entzündungen der Achillessehne
Besteht die Fehlbelastung des Fußes langfristig, kann diese andere körperliche Probleme auslösen, die die Beweglichkeit einschränken und vor allem bei Senioren das Sturzrisiko erhöhen. Es ist deshalb essenziell, das individuelle Laufverhalten nach einem Sturz zu untersuchen, um bei einer Fehlbelastung des Fußes das „richtige Laufen“ mithilfe eines Physiotherapeuten zu erlernen.
Die unterschiedlichen Laufstile
Grundsätzlich kann man bei allen Menschen zwischen drei Laufstilen unterscheiden:
- Vorfußlauf
- Mittelfußlauf
- Rückfußlauf (Fersenlauf)
Der Rückfußlauf ist zwar am weitesten verbreitet, hat aber aus orthopädischer und physiotherapeutischer Perspektive starke Nachteile. Besonders die starke Belastung beim Aufsetzen wirkt sich negativ auf das Knie, die Wade, die Achillessehne und die Gelenke aus und erhöht dadurch das Sturzrisiko bei den ohnehin oft schon körperlich schwächeren Senioren.
Wird im Rahmen einer Laufanalyse erkannt, dass ein älterer Mensch den Fersenlauf nutzt, sollte dieser sich möglichst auf den Mittelfußlauf umstellen. Dadurch wird der Fuß deutlich geringer belastet, was dazu führt, dass das Sturzrisiko sinkt und die Beweglichkeit zunimmt.
Die Vorteile des Mittelfußlaufs
Laut Physiotherapeuten ist das Mittelfußlaufen besonders schonend, weil die Waden- und Fußmuskulatur die Stoßdämpfung übernimmt. Im Vergleich zum Rückfußlauf oder Vorfußlauf ist die Belastung des Knies also deutlich geringer, weil dieses nicht so stark gebeugt wird. Stattdessen wird die Hüfte stärker gestreckt. Senioren empfinden das Mittelfußlaufen nach einem Sturz deshalb oft als deutlich leichter.
Neben Physiotherapeuten, die mit speziellen Übungen bei der Umstellung des Laufstils helfen können, wird das Mittelfußlaufen durch Minimalschuhe und Barfußschuhe unterstützt. Diese leichten Schuhe helfen beim Abstützen über den Mittelfuß und führen zu einer Kräftigung der Bänder und Sehen. Sie helfen somit älteren Menschen nach einem Sturz oder einer Verletzung dabei, ihre Beweglichkeit zurückzuerhalten und reduzieren das Risiko für weitere Stürze.