Für viele Menschen ist es die wichtigste Nebensache der Welt: Fußball. Für Susanne Amar unvorstellbar, aber ihr fußballbegeisterter Sohn ließ nicht locker. Mehr als zehn Jahre lang begleitete sie ihn durch den Fußballkosmos. Die Autorin und Bloggerin hat ein sehr persönliches Buch über ihre Erfahrungen zwischen Schulbank und Torjubel geschrieben. Im Gespräch mit 59plus erzählt sie von jahrelangen Fahrdiensten, engagierten Großeltern und ihrer Arbeit als Coach für Vereine und Fußballer-Eltern.
Susanne, du warst anfangs nicht von der Idee deines Sohnes begeistert, mit sieben Jahren im Fußballverein kicken zu wollen. Warum nicht?
Ich treibe selbst viel Sport, gehe Laufen, mache Yoga und Pilates, was für mich als Ausgleich, zum Dampf ablassen und Energie tanken dient. Ein Leben ohne Sport kann ich mir gar nicht vorstellen. Ich verstand also Joshuas Leidenschaft für Fußball als Sport, aber ich teilte ihn nicht, weil ich einfach nicht nachvollziehen konnte, was toll daran sein soll, wenn elf Spieler einem Ball hinterherlaufen und grölende Fans ihre Mannschaft lautstark anfeuern. Außerdem sah ich mich nicht als Mutter, die bewaffnet mit Thermoskanne, am Spielfeldrand steht und ihrem Sohn beim Kicken zuschaut.
Trotzdem hast du mehr als zehn Jahre lang seine Fußballkarriere bis zur B-Jugend-Bundesliga intensiv begleitet.
Ja, denn ich finde es toll, wenn jemand eine Leidenschaft für etwas besitzt. Und daher war für mich klar, unseren Sohn erstmal zu unterstützen. Dass das dann so lange war, hätte ich nicht gedacht. Aber je mehr ich in den Fußballkosmos eingetaucht bin, habe ich erlebt, dass Joshua sich nicht nur sportlich entwickelt hat, sondern auch sehr viel über sich und andere gelernt hat. Soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit, Respekt, Toleranz und Fairplay werden nirgendwo so einfach vermittelt wie bei einem Mannschaftssport. Gleichzeitig habe ich selbst erlebt, dass ein großes Informationsdefizit bei Eltern besteht, dass oftmals aus der fehlenden Kommunikation zwischen allen Beteiligten resultiert. Wenn mir vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich aus meinen Erfahrungen als Fußballmutter ein berufliches Standbein machen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt.
Für wen hast du das Buch geschrieben, in dem du eindrücklich und anschaulich viele Erkenntnisse und Tipps weitergibst?
Anfangs dachte ich, das Buch ist besonders für Eltern interessant, die sich in vielen Situationen hilflos fühlen und nicht wissen, wo sie Antworten für ihre Fragen, Ängste und Unsicherheiten finden können. Inzwischen berate ich als Coach Eltern dabei, einen guten Weg für sich und ihren Nachwuchs durch den Jugendfußball zu finden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es den einen richtigen Weg nicht gibt. Mittlerweile fragen auch viele Trainer nach dem Buch und von Vereinen werde ich als Referentin gebucht, die eine bessere Kommunikation zwischen den Trainern und Eltern schaffen wollen.
Welche Rolle spielt die Familie für einen jungen ambitionierten Fußballer?
Einmal eine ganz praktische als Fahrdienst, denn es hat sich ja viel verändert, was die Entfernungen von Schule, Zuhause und in unserem Fall Fußballverein angeht. Früher lag alles näher beieinander, war einfach zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erreichen. Aber was mit zunehmenden Alter und dem Aufstieg in eine bessere Mannschaft wichtiger wird, ist die emotionale und mentale Unterstützung. Als Familie haben wir uns als seine sichere Bank gesehen, die ihn unterstützt, ihm den Rücken stärkt, mit ihm jubelt und traurig ist, wenn es gerade nicht gut läuft.
Hast du auch Großeltern erlebt, die sich engagiert haben?
In jedem Verein gab es den Opa und auch die Oma, die den Fahrdienst übernommen haben und es gab sogar einen Großvater, der extra hundert Kilometer gefahren ist, um seinen Enkel zum Training zu bringen. Das ist großartig. Denn es ist eine große Entlastung für die Eltern, die ja den Spagat zwischen Beruf, Haushalt und oft auch noch anderen Kindern managen müssen. Ich habe auch Großväter und eine Großmutter erlebt, die ihr Erfahrungen und ihr Wissen aktiv im Training mit jüngeren Mannschaften einbringen.
Das Buch endet mit der B-Jugend-Bundesliga: Ist dein Sohn tatsächlich Profi-Fußballer geworden?
Nein, Joshua hat sich gegen die Karriere als Fußballprofi entschieden. Für ihn sind jetzt mit Anfang zwanzig andere Dinge wichtiger geworden als Fußball. Dazu gehören seine Freundin und seine berufliche Findung. Für meinen Mann und mich ist das vollkommen okay. Uns war immer wichtig, dass Joshua glücklich ist mit dem, was er tut.
Vielen Dank für das Gespräch!
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