Wir halten es täglich in den Händen, beim Einkaufen, beim Schmökern im Lieblingsroman, im Büro: Papier. Selten machen wir uns Gedanken, wo das hauchdünne Produkt eigentlich herkommt und bringen ihm vergleichbar wenig Wertschätzung entgegen wie dem Rohstoff Wasser. Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wo wir wären, wenn es kein Papier gäbe?
Tatsächlich markiert die Papierherstellung einen der Meilensteine der kulturellen Entwicklung und legte einen der Grundsteine für die Entwicklung von Wissenschaft und Technik. Ohne Papier kein Buchdruck. Ohne Buchdruck keine effiziente Wissensweitergabe. Ohne Weitervermittlung von Wissen und Informationen kein Fortschritt.
Die Menschheit konnte sich unter anderem so rasant entwickeln, weil wir unser Wissen auf Papier festhalten und nachfolgenden Generationen vermitteln konnten. Höhlenmalereien konnten dies zwar auch, jedoch in einem minimalen Umfang. Außerdem war dieses Wissen nicht mobil. Und auch Steintafeln sind schwer zu schleppen, ein Buch mit 500 prall gefüllten Seiten jedoch wiegt federleichte 300 Gramm. Und wie kam jetzt dieses Wahnsinnsprodukt in die Welt?
Der Anfang des Papiers
Die Menschen aus dem Land der Mitte brachten das erste Papier in die Welt. Bereits im 2. Jahrhundert wurden in China Papiertaschentücher benutzt. Hergestellt wurden sie aus Reisstroh. Dessen Fasern wurden zunächst gekocht, dann das Wasser abgeschöpft, ausgepresst und die übrig bleibende Masse wurde an der Sonne getrocknet. Fertig war das Papier!
Über mehrere Jahrhunderte hielten die Chinesen ihr Produkt vor der restlichen Welt geheim. Erst im Krieg mit den Arabern im 8. Jahrhundert lüftete sich das Geheimnis. Nach dem arabischen Angriff auf die Stadt Samarkand (im heutigen Turkmenistan) befanden sich einige chinesische Papiermacher unter den Kriegsgefangenen. Sie wurden gezwungen ihre Kunst preiszugeben. Von Zentralasien aus verbreiteten die Araber das Papier über die gesamte islamische Welt zu den Mauren in Nordafrika bis nach Europa.
Grundstein für die Kultur des Schreibens
Die Araber entwickelten die Papierherstellung weiter und schufen qualitativ hochwertigere Papierbögen, die sich leichter beschreiben ließen und in größerem Ausmaß hergestellt werden konnten. Dadurch blühte die Schreibkultur in islamischen Gefilden, die Literatur entfaltete sich, das Schulwesen erhielt Aufschwung. Bagdad wurde nicht umsonst in dieser Epoche zum Zentrum der Gelehrsamkeit in der islamischen Welt. Während man in Europa das Papier den Arabern teuer abkaufte, entstanden im islamischen Reich Bibliotheken immer größeren Ausmaßes.
Wie sich die Papiergeschichte weiterentwickelte, erfahren Sie im nächsten Teil unseres Themenspecials.