Wäre es nicht herrlich, ein Mittagsschläfchen unter Palmen zu machen, während zuhause Schnee gefegt werden muss? Im Sonnenschein ein Eis zu löffeln, wenn man sich in Deutschland mit einem Grog aufwärmt? In unserem Beitrag Wohnen im Tiny House – Lebenstraum oder Alptraum? haben wir ihn bereits angedeutet: den Trend, im Süden zu überwintern.
Besonders verlockend ist diese Option für Menschen im Ruhestand. Kein Arbeitgeber pocht auf Anwesenheit, die Kinder sind aus dem Haus – was sollte Senioren also davon abhalten, die Siebensachen ins Wohnmobil oder in den Wohnwagen zu packen und aufzubrechen?
Es gibt kaum Zahlen darüber, wie viele Deutsche es den Zugvögeln nachtun. Fakt ist jedoch: Die beliebtesten Campingplätze in Spanien sind nicht nur im Sommer voll. Wer hier einen Stellplatz für die Wintermonate buchen möchte, sollte bereits ein Jahr vorher reservieren.
Auf ganzjährig geöffneten Campingplätzen in der Mittelmeerregion trifft sich ab Oktober eine eingeschworene Gemeinschaft von Winterflüchtigen. Man kennt sich schon seit vielen Jahren. Gemeinsam wird die Gegend erkundet, gefeiert und getanzt. Deutsche Campingplatzbetreiber oder Platzwarte im Süden wissen, was die Gäste aus der Heimat wollen. Sie stutzen schon mal die Palmen, wenn die Blätter Schatten werfen und den Fernsehempfang stören. Oder putzen das abgestellte Wohnmobil, wenn der Besitzer sein Kommen ankündigt.
Welche Regionen zum Überwintern in Frage kommen
Doch wohin soll es gehen? Je weiter südlich, desto wärmer? Ganz so einfach ist es leider nicht. In Griechenland beispielsweise muss man im Winter mit viel Regen und Temperaturen in Gefrierpunktnähe rechnen. Das mag der Grund dafür sein, dass die Griechen – aus Sicht der Touristen – im Oktober die Gehwege hochklappen.
Auch in Kroatien sind die meisten Campingplätze im Winter geschlossen. Wer trotzdem die Pinienwälder an der Adria dem staubig-kargen Andalusien vorzieht, kann beispielsweise auf der Insel Lošinj Atemwegsbeschwerden auskurieren.
Die Lieblinge zum Überwintern: Costa Blanca und Costa del Sol
Entlang der endlosen Küsten Spaniens ist man auf Langzeiturlauber eingestellt: Die Zahl der ganzjährig geöffneten Camping- und Reisemobilstellplätze soll in ganz Spanien um die 400 liegen. In Andalusien, dem Kalifornien Europas, hat sich aus der hohen Nachfrage sogar ein neuer Wirtschaftszweig entwickelt: der Überwinterungstourismus. Da die Region jedes Jahr mehr Reisemobilfahrer anzieht, ist hier vieles im Fluss. Die Campingplatzbetreiber reagieren mit neuen Angeboten auf den Trend.
Schön grün und nicht so überlaufen: Portugal
Dauercamper, denen Spanien selbst im Winter zu voll ist, weichen gerne auf Portugal aus. An der Algarve regnet es zwar öfter als an der benachbarten spanischen Südküste. Dafür ist die Landschaft grün. Die Zahl der ganzjährig geöffneten Camping- und Stellplätze wird in Portugal auf über 100 geschätzt. Doch auch hier sind insbesondere die Plätze am Meer gut besucht.
Geheimtipp: Kalabrien und Sizilien
Wer den Winter im Süden unter Gleichgesinnten im gewohnten Kulturkreis verbringen möchte, entscheidet sich für Süditalien. Insbesondere in Sizilien sind viele Campingplätze ganzjährig geöffnet. Aber auch an der Stiefelspitze gibt es offene Plätze, die auf Überwinterungsgäste eingestellt sind. Die Camper treffen sich zum morgendlichen Chi Gong am Strand und haben auch sonst gemeinsam eine Menge Spaß.
Übers Meer nach Nordafrika: Überwintern in Marokko
Afrika ist näher als man glaubt, vor allem, wenn man es schon in den Süden der iberischen Halbinsel geschafft hat. Von hier aus ist es nur einen Katzensprung mit der Fähre nach Marokko. Auch in diesem nordafrikanischen Land gibt es Campingplätze am Meer, mit Swimmingpool und ähnlichen Annehmlichkeiten.
Wissenswert: Deutsche dürfen ohne Unterbrechung bis zu sechs Monate in Marokko bleiben.
Was kostet Überwintern im Süden?
Zusätzlich zu stark vergünstigten Wintertarifen bieten Camping- und Stellplätze Gästen, die für einen längeren Zeitraum bleiben, manchmal besondere Konditionen. Alleine deshalb und aufgrund der unterschiedlichen Qualität, Ausstattung und Lage der Plätze ist die Preisspanne riesig. Um eine Zahl zu nennen: Laut einer Erhebung des Wohnmobilverleihers Campanda im vergangenen Herbst zahlen zwei Personen mit Hund auf dem Campingplatz Altomira 190 Euro für 30 Tage. Demzufolge hatte der Platz bei Valencia, der etwa 20 Autominuten vom Meer entfernt liegt, im vergangenen Winter die günstigsten Konditionen in Spanien.
Neben den Gebühren für einen Stellplatz spielen beim Überwintern auch die Lebenshaltungskosten eine Rolle. In diesem Bereich kann Portugal punkten, solange man nach einheimischen Erzeugnissen greift. Auch frisches Obst und Gemüse sind in Portugal günstiger als zuhause, genauso wie das Essengehen oder der Friseurbesuch.
Wie vertreiben sich Dauerurlauber die Zeit?
Die Langzeitcamper freuen sich nicht nur über das schöne Wetter, die Wärme und den Strand. Sie erkunden historische Städte, kulturelle Schätze und Naturparadiese. Während manche Überwinterer für ein halbes Jahr an einem Ort bleiben und von diesem Standort Ausflüge machen, ziehen andere von hier nach da, um möglichst viel zu sehen und zu erleben.
Jetzt schon für den nächsten Winter planen
Praxis-Tipps zur Vorbereitung eines Dauerurlaubs im Süden finden Sie im Beitrag Überwintern im Süden – Dolce Vita rund ums Jahr von Promobil, einer Zeitschrift mit Informationen rund ums Wohnmobil. Jetzt wäre die richtige Zeit, mit der Realisierung von Überwinterungsplänen zu beginnen. Denn eine gewisse Vorlaufzeit erfordert dieses Vorhaben schon.
Übrigens: 59plus können Sie an jedem Ort der Erde lesen, solange Internet verfügbar ist. Und da Sie Kontakt zu den Lieben zuhause halten möchten, legen Sie sicherlich auch im Urlaub Wert auf WLAN oder mobilen Zugang zum Internet.
Uns interessiert, ob Sie auch schon einmal darüber nachgedacht haben, Deutschland für eine bestimmte Zeit den Rücken zu kehren, oder ob Sie sogar im Süden überwintern. Bitte teilen Sie Ihre Gedanken in einem Kommentar.