Bislang gehörte es zum Erwachsenwerden dazu, die Fahrschule zu besuchen. Junge Menschen verlieren heute das Interesse und machen nicht mehr generell den Führerschein. Wer die Prüfung bestanden und die begehrte Fahrerlaubnis erhalten hat, kann für den Rest seines Lebens Auto fahren. Es wird nie wieder hinterfragt, ob die Fahrerin oder der Fahrer sich noch mit den Verkehrsregeln auskennt oder die Sehkraft ausreicht.
Deshalb wird immer wieder diskutiert, ob Senioren ihre Leistungsfähigkeit am Steuer im Alter durch eine erneute Fahrprüfung unter Beweis stellen sollten. Verwechselt ein älterer Herr das Gaspedal mit der Bremse und verursacht einen spektakulären Unfall, beherrscht das Thema wieder mal die Medien. Rein statistisch bauen jedoch sehr junge Autofahrer mehr Unfälle als ältere Menschen. Somit scheint die lange Erfahrung die Einschränkungen durch das Alter teilweise zu kompensieren.
Nachts fahren, tagsüber fahren oder gar nicht mehr fahren?
Dennoch ist es eine Tatsache, dass sich die Sehkraft im Alter verschlechtert und meist die Reaktionszeit länger wird. Trotzdem obliegt die Entscheidung, weiter zu fahren, beim einzelnen Menschen – und nicht beim Staat! Lediglich in extremen Ausnahmefällen, nach einem Unfall und mangelnder Einsicht des Fahrers, kann die Führerscheinbehörde den „Lappen“ einziehen. Diese Einzelfallbetrachtung ist sinnvoll, denn ein 60-Jähriger kann aus gesundheitlichen Gründen schlechter Auto fahren als ein geistig und körperlich topfitter 82-Jähriger.
Wer im Alter auf seinen Führerschein nicht verzichten möchte, sollte prüfen, ob er sich im Straßenverkehr noch sicher fühlt. Deshalb empfehlen wir regelmäßige Seh- und Hörtests, besonders bei Menschen, die Auto fahren. Halten Sie sich zudem auf dem neuesten Stand, was Verkehrsregeln anbelangt. Seit Ihrer Führerscheinprüfung haben sich Regeln geändert, und der Schilderwald hat sich vergrößert. Wer schwer einschätzen kann, ob er noch gut fährt, kann einen Fahrlehrer um Rat fragen. Mittlerweile werden in vielen Regionen außerdem Fahrsicherheitstrainings speziell für Senioren angeboten.
Tausche Führerschein gegen Monatskarte
Der schleichende Abschied vom Steuer beginnt meist damit, dass ältere Menschen nur noch bei Tageslicht fahren. Den Führerschein endgültig abzugeben und das eigene Auto abzuschaffen, ist ein größerer Schritt. Die Entscheidung darüber fällt leichter, wenn die Menschen in der Stadt wohnen und sich alternativ gut mit Bus und Bahn fortbewegen können. Auf dem Land ist die Abhängigkeit vom Auto deutlich größer.
Manche Städte und Gemeinden bieten älteren Menschen Vergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr an, wenn sie freiwillig ihren Führerschein abgeben. Im oberschwäbischen Biberach beispielsweise erhalten ehemalige Autofahrer eine kostenfreie Jahreskarte für den Nahverkehr. Wer älter als 65 Jahre ist, kann sich für diese Tauschaktion im Seniorenbüro von Biberach melden. Auch wenn es so attraktive Angebote nicht überall gibt, sehen viele Verkehrsbetriebe besondere Angebote für die Best Ager vor. Monatskarten, die erst ab 9 Uhr in der Früh gültig sind, passen gut für Rentner, die nicht mehr zur Arbeit fahren. Auch im Fernverkehr bietet die Deutsche Bahn vergünstigte BahnCards an, oder die Großeltern können kostenlos ihren Enkel bis 15 Jahre auf ihrer Fahrkarte mitnehmen.
Wie halten Sie es mit dem Autofahren und führt das Thema schon zu Diskussionen in der Familie?