Die Umwelt schützen und nebenbei auch noch reich werden: Das hört sich an wie die berüchtigte Quadratur des Kreises. Und klappt dennoch – mit den richtigen Anlagen.
Finanzminister Olaf Scholz hat jüngst abgewinkt: Nein, mehr Zinsen als normal wolle er für die geplanten Umweltanleihen der Bundesrepublik nicht anbieten. „Normal“ sind momentan Minuszinsen. Also gilt: keine Zinsen, kein Geld, kein Umweltschutz. Ganz so ernüchternd sieht die finanzielle Umweltbilanz für nachhaltige Anleger allerdings nicht aus.
Der Investmentfonds Öko World Vision Classic z.B. hat den Wert seiner Anteile seit 2009 von 60 auf zuletzt mehr als 180 Euro steigen lassen. Für viele Tausend Sparer und Anleger ist diese Öko-Vision erfreulich real geworden. Anleger halten aktuell fast fünf Millionen Anteile dieses Fonds. Sie vertrauen darauf, dass die Fondsmanager der Ökoworld AG aus dem rheinischen Hilden weiter ein „glückliches Händchen“ haben werden. Seit 1996 gibt es diesen Fonds. Mehr als eine Milliarde Euro haben Anleger heute darin stecken; weit überwiegend in Aktien.
Real gewordene Öko-Vision
Weil die Öko World Vision sich aus Aktien zusammensetzt, ging es vor 2009 auch schon mal heftig runter mit dem Anteilwert des Fonds; nämlich von mehr als 120 auf weniger als 60 Euro – und das innerhalb von zwei Jahren. Damals rollte die Pleite der Lehman-Bank wie ein Tsunami über Börsenkurse in aller Welt; ganz gleich, ob öko oder nicht-öko. Das ist lange her und es kann grundsätzlich jederzeit wieder passieren. Experten sind sich in einschlägiger Ironie einig: „Prognosen sind immer schwierig; besonders, wenn sie in die Zukunft gehen.“
Wer nicht über einen Grund-Optimismus verfügt, darf nicht in Aktienfonds einsteigen. Der Öko World Vision z.B. hat knapp 200 Millionen Euro seiner Kunden in SAP-Aktien stecken, ferner umgerechnet weitere 200 Millionen Euro in Waste Management, einem amerikanischen Müllverwerter oder z.B. auch 150 Millionen Euro in der ebenfalls amerikanischen Schnellrestaurantkette Chipotle Mexican Grill. Die Taco- und Tortillas-Kette hat gerade die Vergangenheit wieder eingeholt. Zwischenzeitlich war es heftig bergab gegangen mit dem Börsenstar, der dem gar nicht nachhaltigen Riesen McDonald‘s zuvor das börsenmäßige Fürchten gelehrt hatte.
Mexico-Grill für besseres Klima
Der Öko World Vision Fonds steht beispielhaft für weltweit anlegende Aktienfonds; ganz gleich, ob die Fonds auch Rüstungs- und Atomaktien zu ihrem Anlage-Universum zählen oder eben nur Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Bei der Qualifikation für die Aufnahme von Aktien in Fonds, die sich für die „Greta-(Tunberg)-Generation“ eignen, kommt es nicht nur darauf an, dass ein Unternehmen z.B. Windkraftanlagen errichtet, wie etwa die Nordex AG aus Rostock. Wenn die Politik plötzlich verkündet: „Windmühlen müssen mindestens 1.000 Meter von dem nächsten Haus entfernt sein, dann kann ein Aktienkurs schon mal von 33 auf 13 Euro zusammenkrachen, so wie bei Nordex geschehen. Die Solarworld AG war schon zweimal insolvent; angeblich, weil chinesische Konkurrenten den Weltmarkt für Solar-Zellen mit Kampfpreisen kaputt gemacht hatten; wohlgemerkt mit Zellen, die auf Maschinen und Anlagen aus Deutschland produziert wurden und werden.
Die Ökowirtschaft ist um keinen Deut leichter als die normale Wirtschaft. Die gut gemeinte Ökobank gibt es schon lange nicht mehr. Kleine Erfinderfirmen, deren Verfahren z.B. Lithium-Batterien um ein Vielfaches leistungsfähiger machen, oder deren Bakterien Müll auffressen; solche Firmen haben wenig Chancen, in Öko- oder Nachhaltigkeitsfonds reinzukommen. Sie haben meistens noch gar nicht so viele Aktien ausgegeben, dass ein Fonds für 10 Millionen oder gar für 100 Millionen Euro solche Aktien kaufen kann, ohne den Kurs der entsprechenden Aktie durch seine Käufe in die Höhe zu treiben. Erst recht gilt das für den Fall, dass ein Fonds mal so viele Aktien verkaufen will oder verkaufen muss, weil Fonds-Anleger ihr Geld zurückhaben wollen. Der Aktienkurs darf durch solche Verkäufe nicht in den Keller sinken, weil es womöglich nicht genug Käufer gibt, die dem Fonds diese Aktien an der Börse abkaufen wollen.
Guter Wille statt Etikettenschwindel
Es gibt z.B. mit dem UniRak-Nachhaltig A z.B. auch einen Mischfonds für Aktien und Anleihen. Damit verringern sich das Risiko des Fonds. Gleichzeitig machen die allgemein üblichen Minizinsen Anlagen in Anleihen heutzutage extrem schwierig. Obendrein wird man immer streiten können, ob Aktien oder Anleihen etwa von Coca Cola oder vom Mineralöl-Riesen Total die Bedingungen der Nachhaltigkeit erfüllen oder Anleihen des Atom- und Wasserverstromers Vattenfall aus Gretas Heimatland oder von der Deutschen Lufthansa oder vom griechischen Staat. Diese und viele andere durchaus bestreitbare Umweltpapiere liegen in Nachhaltigkeitsfonds. Kritiker reden von Etikettenschwindel. Andere meinen: Guter Wille allein zählt schon .
Der UniRak-Nachhaltig A schaffte es in sieben Jahren von 50 auf zuletzt 85 Euro Anteilswert. Obendrein zahlt der Fonds jedes Jahr etwas an seine Kunden aus. Andere Geldverwalter geben sich ebenfalls umweltbewusst; etwa Deka Umwelt Invest. Dieser Fonds stieg aus den Tiefen der „Lehman-Krise“ von kaum mehr als 40 Euro auf heute mehr als 140 Euro Anteilwert auf.
Mit Öko-Anlagen von 40 auf 140
Die Öko-Anlagewelt ist nicht auf Deutschland und deutsche Fonds beschränkt. Invesco, Fidelity oder Blackrock sind nur drei von vielen Adressen für sustainable (nachhaltige) Anlagen. Börsengehandelte Fonds (ETF) gibt es – natürlich – auch. Solche ETF können sich z.B. beziehen auf den DAXglobal Alternativ Energy Index. In diesen Index gehen z.B. die Aktienkurse ein von Vestas (Windmühlen), von Royal Dutch Öl (Shell-Tankstellen) oder von Wacker-Chemie (Solarsilizium). Dieser DAX-Öko-Index hat sich in den jüngsten zehn Jahren weit besser entwickelt als der normale DAX.
Die Commerzbank bietet hierzu ein Zertifikat an: Open End ZT DAXglobal Alternativ Energy. Das Papier bildet den Öko-DAX nach. In der Wirkung für Anleger ist das nicht Anderes als ein ETF. Der ETF iShares Dow Jones Global Sustainability hat es – in Euro umgerechnet – seit seinem Start 2011 von 18 auf mehr als 38 Euro geschafft. Seine Gewinne legt dieser ETF immer gleich wieder an. Überraschend ist, dass auch die Aktienkurse von BMW, von der UBS Bank (Schweiz) oder sogar der Kurs der Metro-Handelskette in diesen Branchen-Ableger des berühmten Dow Jones eingehen. Ja, die Metro produziert jede Menge Solarstrom auf den Dächern ihrer Märkte. Alles zählt. Und dabei sein, ist fast alles.