Jedes Jahr aufs Neue freuen wir uns nach dem grauen November mit der zunehmenden Dunkelheit auf die Adventszeit. Mit ihr verbinden wir den Geruch von gebrannten Mandeln und Glühwein, planen das Plätzchen backen und freuen uns auf Weihnachten. Schließlich heißt das altbekannte Kindergedicht: „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt, erst ein, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür“.
Doch was ist der Hintergrund der Adventszeit und warum zünden wir an den Adventssonntagen Kerzen an? Haben Adventskranz und Adventskalender einen religiösen Hintergrund oder sind die beliebten Traditionen anders entstanden?
Das Wort „Advent“ stammt von dem lateinischen Wort „adventus“ ab, was wiederum mit Ankunft übersetzt wird. Dabei ist von der Ankunft Jesus Christus die Rede: Laut dem christlichen Glauben wurde der Sohn Gottes am 24. Dezember geboren.
Advent früher und heute
Seit dem 7. Jahrhundert sprechen wir deshalb von der „Zeit vor der Geburt des Herrn“ oder der „Zeit der Ankunft des Herrn“. Zuvor war der Advent eine Fastenzeit, die sich vom 11. November bis zum 6. Januar erstreckte. Damals fiel Weihnachten noch auf den Tag der Erscheinung des Herrn, also auf den 6. Januar. Im 7. Jahrhundert legte Papst Gregor der Große dann Weihnachten endgültig auf den 25. Dezember fest und beschränkte die Zahl der Adventssonntage auf vier. Somit ist seither der erste der vier Sonntage vor dem ersten Weihnachtsfeiertag der erste Advent. Heiligabend kann folglich mit dem vierten Advent zusammenfallen, sofern der 24.12. auf einen Sonntag fällt. Am ersten Advent fängt zudem das neue Kirchenjahr an.
Nun haben Sie bereits erkannt, dass das Wort „Adventskalender“ nicht korrekt gewählt wird, zumindest wenn Sie die 24 Türchen vom 1. bis zum 24. Dezember öffnen. Die Adventszeit hingegen beginnt nur alle paar Jahre genau am 1. Dezember.
Woher stammt die Tradition des Adventskranzes?
Die schöne Tradition des Adventskranzes gibt es ungefähr seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Angeblich hatte der erste Adventskranz in einem evangelischen Hamburger Kinderheim noch 23 Kerzen. Optisch wies der „Kranz“ wenig Ähnlichkeit mit den heutigen Adventskränzen auf, es handelte sich um ein umgewidmetes Wagenrad. Wo sonst hätte die große Zahl an Kerzen Platz gehabt? Somit gilt der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern in den 1830er Jahren als Erfinder des Adventskranzes.
Da die große Zahl von Kerzen für den Esszimmertisch eine drangvolle Enge bedeutet hätte, wurde ihre Anzahl bald auf vier reduziert. Nach und nach breitete der Brauch sich in Deutschland weiter aus. Im katholisch geprägten Süden des Landes hielt er erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs flächendeckend Einzug in die Wohnzimmer.
Haben Sie einen Adventskalender?
Den vermutlich ersten Adventskalender gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er besteht aus 24 Bildern, die die Kinder ausschneiden und anschließend aufkleben konnten. Diese Beschäftigung sollte die lange Wartezeit bis Weihnachten überbrücken. Seit den 1950er Jahren gab es dann die geheimnisvollere Variante, in der die Kinder 24 Türen öffneten. Bald verbargen sich hinter den Türchen zusätzlich kleine Süßigkeiten. Neben dieser kommerziellen Variante basteln viele Leute für ihre Kinder oder sogar für den Partner Adventskalender selbst. Dann verstecken sie Süßigkeiten, aber auch kleine andere Geschenke, in Streichholzschachteln oder Socken oder verpacken sie einzeln in Geschenkpapier.
Welche Bräuche der Adventszeit mögen Sie am liebsten? Und natürlich die Frage: Bekommen Sie auch noch immer einen Adventskalender?