In seiner Portraitserie „Zusammenbleiben“ hält Fotograf Werner Krüper Momente von Nähe und Zuneigung fest, er fängt die Momente des Beisammenseins von Mensch und Hund fotografisch ein.
Er ist kein ganz normaler Fotograf. Er bewegt sich fernab des Alltags, den man normalerweise mit diesem Beruf assoziiert. Statt auf Fashionshows, in Fotostudios oder Kunstateliers trifft man ihn in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Werner Krüper hat sich auf „soziale Fotografie“ spezialisiert. Im Gespräch mit 59plus gibt er Einblick in sein Schaffen und sein aktuelles Projekt.
Herr Krüper, Sie fotografieren vor allem in sozialen Einrichtungen wie Senioren- und Pflegeheimen und Krankenhäusern. Wie kamen Sie zu diesem Spezialgebiet?
Ich arbeitete früher als Krankenpfleger in der Intensivmedizin und wollte mich verändern. Früher gab es in den Pflegeberufen kaum Weiterbildungsmöglichkeiten. Also beschloss ich, den Gesundheitsbereich hinter mir zu lassen und etwas ganz anderes zu machen. Spontan entschied ich mich für die Fotografie. Nach meinem Studium der Visuellen Kommunikation landete ich doch wieder im Gesundheits- bzw. sozialen Bereich – einfach weil ich bereits das Hintergrundwissen hatte. Da die Pflege ein sehr spezielles Thema ist, und nicht viele Fotografen hier ihre Berufung sehen, fand ich hier meine „Nische“.
Für die Auftraggeber habe ich als Fotograf einen gewissen „Mehrwert“, da ich nicht nur fotografieren kann, sondern selbst pflegerische Vorkenntnisse mitbringe. Und das kann ich zusammen mit dem Wissen um die Abläufe in solchen Einrichtungen in die Waagschale werfen. Diese Möglichkeit haben die wenigsten Fotografen. Deshalb bekomme ich regelmäßige Aufträge von der Geschäftsleitung oder den Marketingabteilungen solcher Einrichtungen.
In welchen Einrichtungen arbeiten Sie am liebsten?
Da gibt er eigentlich keine Präferenz.
Ihr Projekt „zusammen.bleiben“ portraitiert Senioren, die mit ihrem eigenen Hund in Senioreneinrichtungen wohnen. Wie kam die Idee auf?
Da ich regelmäßig Aufträge in Altenheimen- bzw. Seniorenresidenzen habe, bin ich auf das Thema Senioren und Hunde aufmerksam geworden. In manchen Einrichtungen bringt jemand vom Personal seinen Hund von Zuhause mit, oder ein Hundebesuchsdienst bringt die Bewohner mit den Vierbeinern in Kontakt. Man erlebt dann, wie positiv die Menschen auf den Kontakt zu den Tieren reagieren. Vor allem alte Menschen, die früher selbst einen Hund hatten, leben bei solchen Begegnungen regelrecht auf. Aber nur in sehr wenigen Einrichtungen und seltenen Fällen bringen die Senioren ihren Hund mit in die Einrichtung. So entstand die Idee, eben genau jene Senioren zu portraitieren, die mit ihrem eigenen Vierbeiner in solchen Einrichtungen leben. Ich finde das schön und glaube, ein Hund ist ein wertvoller Begleiter für einen alten Menschen.
Was macht einen Hund als Gefährten für einen alten Menschen so wertvoll?
Ältere Menschen in Senioreneinrichtungen haben oft recht wenige Sozialkontakte. Die Familie kommt zwar zu Besuch, ist aber auch schnell wieder weg. Die Abstecher ins Seniorenheim sind für die Besucher Programmpunkte ihres Alltags, und wenn der Besuch erledigt ist, wird der alte Mensch wieder allein gelassen. Pfleger und Betreuer sind auch kein Ersatz, sie haben oft wenig Zeit und erledigen schlichtweg ihre Arbeit. Ein Hund kann da Abhilfe schaffen. Er ist einfach immer da, als treuer Begleiter ständig präsent. Außerdem müssen die Senioren für den Hund Verantwortung übernehmen. Das empfinde ich als wichtig in einem Umfeld, wo die Leute sonst keine oder nur wenig Verantwortung tragen, weder für andere noch für sich selbst. Ein Hund zwingt seinen Besitzer darüber hinaus, sich zu bewegen – ein weiterer wichtiger Punkt. Selbstverständlich ist nicht jeder Hund geeignet für ein Leben in einer Senioren-Einrichtung. Er sollte ruhig und gemütlich sein, nicht allzu viel Auslauf benötigen und ein genügsames Gemüt haben. Wenn dies gegeben ist, fände ich es sehr schön, wenn mehr alte Menschen ihren neuen Lebensabschnitt zusammen mit ihrem Hund erleben könnten, statt ihn bei Verwandten zurückzulassen.
Seit wann fotografieren Sie für dieses Projekt und wie viele Menschen haben Sie bereits besucht?
Ich habe bisher sieben Portraits von Mensch-Hund-Paaren in ganz Deutschland angefertigt, im März diesen Jahres das erste. Leider ist es schwierig, die Menschen ausfindig zu machen. Ich schreibe die größeren Träger von Senioreneinrichtungen an, mit der Bitte, sich umzuhören. Jedoch ist die Resonanz nicht sehr groß, und die meisten Einrichtungen, die ich direkt anschreibe, finden die Idee zwar toll, haben aber keine Bewohner mit Hund.
Haben Sie einen Auftraggeber für dieses Projekt oder eine terminliche Absprache?
Nein, die Idee dazu entspringt ganz allein meinem eigenen Interesse. Deswegen bin ich da ganz entspannt und lasse mir Zeit mit der Portraitserie.
Können sich die Senioren, die sie fotografiert haben, allein um den Hund kümmern oder erhalten sie Hilfe? Wer übernimmt die Hundebetreuung wenn es dem Besitzer zum Beispiel nicht gut geht?
Meistens ist es so, dass die Senioren, die ihren Hund mit in der Einrichtung haben, noch relativ fit sind. Sie können ihn versorgen und mit ihm spazieren gehen. Wenn es einmal nicht klappt, habe ich beobachtet, dass die anderen Bewohner bei Bedarf sofort zur Stelle sind und ihre Hilfe anbieten. Die Hunde in den Einrichtungen sind bei den meisten gern gesehen. Außerdem ist da noch die Familie, die den Hund im Zweifelsfall zu sich nimmt. Von der Unterstützung durch die Familie hängt natürlich viel ab.
Gibt es einen Fall, der Sie bisher besonders beeindruckt hat?
Ja, den gibt es tatsächlich. Vor kurzem besuchte ich ein älteres gleichgeschlechtliches Paar in einer Einrichtung. Einer der beiden Männer ist pflegebedürftig. Sein gesunder Partner erzählte mir, wie er über seinen Freund auf den Hund kam. Eigentlich konnte er Hunden nicht viel abgewinnen, er war eher ein Katzentyp. Nachdem jedoch sein Partner krank und hilfebedürftig wurde, kümmerte er sich um dessen Hund. Als der Hund schließlich starb, bemerkte der Mann, wie schlimm das für seinen Partner war. Dem fehlte einfach der vertraute Umgang mit dem Tier. So kaufte er stellvertretend für seinen Partner einen neuen Hund, damit dieser wieder aufblühte.
Seither sind die drei ein Team und der Mann hat seine Sympathie für Katzen auf Hunde ausgeweitet.
Sind Sie selbst Hundebesitzer?
Ja, in der Tat. Ich habe einen Golden Retriever. Da ich meist von zuhause aus arbeite, leistet er mir wertvolle Gesellschaft. Ohne ihn wäre mein Arbeitsalltag viel grauer und weniger angenehm. Er ist eine Bereicherung!
Wenn Sie jemanden kennen oder Kontakte zu Senioreneinrichtungen haben, die Bewohner mit Hunden bei sich aufgenommen haben – der Fotograf freut sich auf Ihre Nachricht (per E-Mail: post@wernerkrueper.de oder telefonisch unter 05204-8808989)!
Die bisherigen Portraits können Sie auf Werner Krüpers Homepage anschauen.