Heute gibt uns Tim Schneller, Gründer des Männermagazins www.gentlemans-attitude.de und Mitglied der Scotch Malt Whisky Society, eine Einführung in die Welt des Whiskys.
Das Wort Whisky leitet sich aus dem Gälischen ab und bedeutet so viel wie “Wasser des Lebens”. Anfänger kennen zum Großteil die bekannten günstigen Sorten wie Jim Beam, Johnnie Walker Red Label oder den klassischen Jack Daniels Whiskey, welche auch zum Mixen von Cocktails genutzt werden.
Was sich allerdings wirklich hinter Whisky verbirgt, werden nur die erfahren, die sich mit dem Thema intensiver auseinandersetzen und über den Tellerrand hinaus blicken.
In diesem Beitrag möchte ich Sie nicht mit komplexen Vorgängen der Destillation langweilen, sondern Ihnen die Welt des Whiskys näher bringen und zeigen, wieso sie so spannend ist.
Whisky oder Whiskey, was ist eigentlich der Unterschied?
Kommen wir zu den Basics und oft gestellten Fragen: Whisky oder Whiskey, was ist der Unterschied? Hier spielt die Herkunft die entscheidende Rolle. Whiskey wird typischerweise dann benutzt, wenn es sich um eine Spirituose aus Amerika oder Irland handelt. Dazu zählt zum Beispiel der klassische Kentucky Straight Bourbon Whiskey. Meint man schottischen, japanischen oder deutschen Whisky, dann wird typischerweise die Schreibweise ohne “e” bevorzugt.
Was macht Whisky so besonders?
Es gibt wohl kaum eine Spirituose, die so vielfältig ist wie Whisky. Die Geschmacksnuancen sind unglaublich vielfältig, was vor allem den vielen Faktoren der Destillation und Reifung geschuldet ist.
Reifungsfaktoren im Überblick
- Das Fass: Einer der größten Faktoren, die Einfluss auf den Geschmack des Whiskys haben, ist das Fass, in dem er reift. Die Destillerie füllt ihren Rohbrand in unterschiedliche Fässer, die von klassischen Sherryfässern über Bourbon- bis hin zu Weinfässern sowie viele weitere Sorten reichen und den Geschmack des Destillats über die Zeit besonders prägen.
- Der Destillerie-Charakter: Jede Destillerie arbeitet mit unterschiedlichen Brennblasen und teilweise abgeänderten Verfahren. Grundsätzlich ist das Verfahren der Destillation gleich, allerdings unterscheiden sich die Brennblasen beispielsweise in Höhe und Form oder das Destillat wird mehrfach destilliert, um es weicher zu machen. Genauso spielt das Quellwasser, welches zur Destillation verwendet wird, eine Rolle. Weitere Aspekte können die Lagerhäuser sein und welchen Temperaturen diese ausgesetzt sind. Der Whisky reift in Ländern wie Indien oder Taiwan wesentlich schneller und intensiver als in Schottland, was an den großen Schwankungen in der Temperatur liegt. All diese Faktoren bescheren jeder einzelnen Destillerie ihren ganz persönlichen Charakter.
- Das Alter: Ob ein Whisky nun 3, 10, 25 oder sogar 40 Jahre in einem Fass reift, hat entscheidenden Einfluss auf den Geschmack. Oft sind alte Whiskys besonders voll und reichhaltig, weil sie über die lange Zeit viel Aroma aus dem Fass aufnehmen. Dies bedeutet allerdings nicht, dass ein alter Whisky unbedingt besser ist. Sie haben lediglich ein besonderes Aroma. Ein Whisky, der 15 Jahre alt ist, kann deutlich besser schmecken als ein 30-jähriger Tropfen. Hier kommt es vor allem auf die Fassauswahl, den eigenen Geschmack und viele weitere Faktoren an.
Diese Faktoren und viele weitere machen Whisky zu einer der vielfältigsten Spirituosen der Welt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Anfänger nicht nachvollziehen können, wenn jemand Seetang, Pfirsich, Pfeffer, Bratapfel oder Rauch im Whisky schmeckt beziehungsweise riecht. Wenn Sie sich allerdings etwas länger mit der Materie auseinandersetzen, wird Ihnen schnell bewusst, dass die Aromen unglaublich vielseitig sind.
Der Einstieg in die Welt des Whiskys
Wenn Sie sich einmal in Ihrem heimischen Supermarkt umschauen, werden Sie neben den üblichen bekannten Marken auch schottische Destillerien wie Glenfiddich, Glenmorangie oder sogar Talisker finden. Für den Anfang braucht man also gar nicht unbedingt in ein Fachgeschäft zu gehen.
Meine Empfehlung für Einsteiger:
- Glenfiddich 12
- Glenfiddich 15 Solera
- Glenmorangie 12 Lasanta
- Balvenie 12 Double Wood
- Glenmorangie 10
- Talisker 10
Ich würde Ihnen allerdings etwas anderes für den Einstieg empfehlen: Schnappen Sie sich ein paar Freunde und besuchen Sie eine der zahlreichen Anfänger-Tastings, die in ganz Deutschland veranstaltet werden. Da Whisky so vielschichtig ist, macht es auch Sinn, unterschiedliche Arten zu probieren. In solch einem Tasting können Sie meist fünf unterschiedliche Whiskys probieren und Ihren eigenen Geschmack erkunden. Gleichzeitig wird Ihnen das Thema verständlich und amüsant näher gebracht. Ich persönlich wurde auch bei solch einem Tasting vor vielen Jahren von Whisky überzeugt. Es eignet sich ideal für Anfänger.
Worauf Sie vor Ihrem ersten Schluck achten sollten
Das richtige Whiskytrinken, bei dem alle Aromen aus der Spirituose gekitzelt werden, ist eine Wissenschaft für sich. Anfänger haben oft das Problem, den Geruch oder Geschmack etwas Konkretem zuzuordnen. Das ist allerdings Übungssache. Für den Anfang reicht es schon, wenn Sie sich an Basis-Aromen orientieren. Riechen Sie Früchte? Vanille? Ist der Whisky süß? Ist der Whisky rauchig? Wie fühlt der Whisky sich im Mund an? Eher wässrig oder cremig? All das gehört zum Whiskytrinken dazu. Es geht hierbei nicht nur um den Geschmack. Der Mensch kann mit seiner Nase wesentlich mehr Aromen aufnehmen als mit der Zunge, weshalb das Verriechen eines Whiskys essentiell ist.
Ein Tipp zum Abschluss: Halten Sie die Nase bei Ihrem ersten Whisky allerdings nicht zu tief ins Glas, ansonsten besteht Ihre erste Erfahrung aus einem unangenehmen Brennen.