Jeder von uns kann jeden Tag Opfer eines Verbrechens werden, egal wie alt wir sind. Dennoch gibt es Formen der Kriminalität, unter denen besonders häufig ältere Menschen leiden müssen. Die Polizei nennt dies „seniorenspezifische Kriminalität“. Mit diesem Ausdruck wollen wir keine Angst erzeugen, denn Senioren werden keinesfalls häufiger Opfer von Straftaten als andere Altersgruppen. Trotzdem wollen wir einige wiederkehrende Muster von Betrugsmaschen unter die Lupe nehmen und Tipps geben, sie zu verhindern.
Hinlänglich bekannt ist mittlerweile der „Enkeltrick“, bei dem sich ein Ganove am Telefon als Enkel oder Neffe ausgibt oder als Freund des Familienmitglieds. Dann erzählt der Betrüger eine herzzerreißende Geschichte, von der einmaligen Chance, für die der Enkel sofort eine größere Menge Geld benötigt. Ob an einer solchen Geschichte etwas Wahres dran ist, lässt sich durch einen simplen Rückruf überprüfen. Rufen Sie dazu die Ihnen bekannte Büro- oder Handynummer Ihres Verwandten an. Wundert dieser sich über Ihren Anruf, ist die Sache schnell aufgeklärt.
Seniorin überlistet die Enkeltrick-Bande
Glücklicherweise gibt es immer wieder Senioren, die solche Fallen erkennen und zu vermeiden wissen. Besonders pfiffig war eine 76-Jährige aus Berlin. Sie verhinderte nicht nur, Opfer des „Enkeltricks“ zu werden, sondern half der Polizei gleich noch, die Ganoven in eine Falle zu locken. Bei der vermeintlichen Geldübergabe schlug die Polizei zu – und verhaftete die Betrüger.
Ein weiterer beliebter Trick sind Verbrecher, die sich als Polizisten ausgeben. Sie rufen bei älteren Menschen an und erklären ihnen, dass ihr Bargeld oder ihr Schmuck zu Hause nicht mehr sicher ist. Deshalb will die Polizei das Vermögen in Empfang nehmen und sicher aufbewahren. Die Geschichte klingt skurril, aber tatsächlich gibt es immer wieder Fälle, in denen Menschen ihren teuren Schmuck zur Abholung auf die Fußmatte legen.
Anrufe der Polizei und ungebetene Besucher
Bei den vermeintlichen Anrufen der Polizei gibt es immer wieder Kriminelle, die durch eine technische Manipulation ihre Telefonnummer als 110 erscheinen lassen. Deshalb wollen wir noch einmal darauf hinweisen, dass die Polizei niemals unter der 110 anruft. Diese Nummer dient einzig dazu, dass Sie Ihren Notfall bei der Polizei melden können.
Eine dritte schon lange bekannte Betrugsmasche besteht darin, in die Wohnung einzudringen, um dort Geld oder Schmuck zu stehlen. Der vermeintliche Stromableser, Handwerker oder die verzweifelte Frau, die nach einem Glas Wasser fragt, dienen dazu, eine weitere Person unbemerkt in die Wohnung einzuschleusen. Während die Seniorin oder der Senior sich um den Gast kümmert, schaut sich der zweite Ganove heimlich um und macht lange Finger. Seien Sie daher vorsichtig und überlegen Sie gut, wen Sie in Ihre Wohnung lassen. Ein Glas Wasser können Sie schließlich problemlos in den Flur herausreichen. Damit niemand unbemerkt Ihre Wohnung betritt, sollten Sie die Tür zunächst wieder schließen. Das klingt unhöflich, dient aber ihrer eigenen Sicherheit. Ehrliche Menschen haben Verständnis und nehmen Ihnen dieses Verhalten nicht übel.
Wie kann ich verhindern, das Opfer von Ganoven zu werden?
Wer nun denkt, dass nur senile Menschen auf solch betrügerische Telefonate und Hausbesuche hereinfallen, darf das psychologische Geschick der Verbrecher nicht unterschätzen. Außerdem sind leider manche ältere Menschen so einsam, dass sie sich über unerwartete Anrufe oder Besuche freuen. Sie legen folglich erst mal kein Misstrauen an den Tag. Grundsätzlich ist zu viel Skepsis nicht hilfreich, aber ein gesundes Misstrauen kann helfen.
Führen Sie sich immer vor Augen, dass Sie in der Regel mehr Zeit haben zu reagieren, als es in der Situation erscheint. Haben Sie den vermeintlichen Stromableser an der Sprechanlage, versuchen Sie, zunächst Zeit zu gewinnen. Als Nächstes nehmen Sie Ihre letzte Stromrechnung und rufen Ihren Energieversorger an. Sollte alles mit rechten Dingen zugehen, bestätigt Ihnen das Unternehmen, dass tatsächlich heute ein Kollege seine Runde dreht. Ist das nicht der Fall, zögern Sie nicht, die Polizei anzurufen.
Pflegen Sie eine gute Nachbarschaft
Ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn kann helfen, Verbrechen zu verhindern. Achten Sie darauf, wer bei Ihren Nachbarn herumschleicht, und scheuen Sie nicht, die Menschen freundlich anzusprechen. Vielleicht sind es wirklich Besucher, die nach der richtigen Hausnummer suchen, eventuell sind es aber auch Diebe, die künftige Opfer ausspionieren.
Mitunter suchen Verbrecher gezielt nach Einträgen in Telefonbüchern, um altmodisch klingende Vornamen auszuwählen. Steht eine Hannelore Meier im Telefonbuch, ist die Wahrscheinlichkeit recht groß, dass es sich um eine ältere Dame handelt. In einigen Jahren wird sich dies nicht mehr so eindeutig unterscheiden lassen, denn altmodische Namen sind wieder im Trend. Statt ihre Kinder Maria, Alexander oder Kevin zu nennen, greifen viele Familien auf die Vornamen der Generation Ihrer Groß- oder Urgroßeltern zurück. Vorerst sollten Sie erwägen, Ihren Eintrag auf den Familiennamen zu reduzieren oder Ihren Vornamen abzukürzen.
Angebote der Polizei und Gemeinde zur Vorbeugung von Kriminalität
Erkunden Sie sich, ob es in Ihrer Stadt oder Ihrem Landkreis einen Sicherheitsberater für Senioren gibt. Häufig ergänzen diese ehrenamtlich tätigen Sicherheitsberater die Präventionsarbeit der Polizei. Kostenfrei informieren und beraten sie wie Kriminalität und Verkehrsunfälle verhindert werden können. Dabei kommen sie zu Seniorennachmittagen, Nachbarschaftstreffen, Vereinen oder Selbsthilfegruppen. Wer die Tipps danach in Ruhe nachlesen möchte, kann sich Broschüren mitnehmen.
Wovon wir abraten, ist der Einsatz von Waffen. Manche Menschen wollen sich wappnen und legen sich Pfefferspray oder sonstige Mittel zur Selbstverteidigung zu. Bedenken Sie, dass eine solche Waffe im Ernstfall gegen Sie verwendet werden kann, wenn der Ganove sie Ihnen entwendet. Wenden Sie Pfefferspray an, besteht die Gefahr, dass es am Ende ungewollt in Ihre Augen gelangt und Schaden anrichtet.
Wie kann ich mich gegen Senioren-Kriminalität schützen?
Abschließen tragen wir einige Tipps zur Prävention von Betrügereien, Einbrüchen und Trickdiebstählen für Sie zusammen:
- Bewahren Sie keine großen Mengen an Bargeld zu Hause auf.
- Heben Sie keine großen Mengen Bargeld am Geldautomaten ab. Wenn Sie im Supermarkt, der Drogerie oder der Apotheke regelmäßig mit Ihrer EC-Karte bezahlen, brauchen Sie im Alltag weniger Bargeld.
- Bewahren Sie unterwegs Ihre Wertsachen (Bargeld, EC-Karte, Ausweis) sicher auf, idealerweise in verschlossenen Innentaschen Ihrer Oberbekleidung, also möglichst nah am Körper. Handtaschen oder Umhängetaschen sind weniger gut geeignet, da sie Ihnen schnell entrissen werden können.
- Legen Sie niemals einen Zweitschlüssel unter die Fußmatte oder in das Gartenhäuschen. Gehen Sie davon aus, dass potenzielle Einbrecher diese und sämtliche weiteren Verstecke kennen.
- Geben Sie einem Nachbarn den Briefkastenschlüssel, wenn Sie verreisen, damit der Postkasten nicht überquillt. Das könnte sonst Einbrecher anlocken.
- Seien Sie am Telefon misstrauisch, wenn ein Familienmitglied plötzlich eine große Menge Bargeld benötigt. Fragen Sie nach dem Namen des Anrufers und geben Sie keine Informationen über Ihre Familie oder Ihr Vermögen preis. Binden Sie einen Verwandten, Freund oder Nachbarn ein – und informieren Sie nötigenfalls Ihre Bank oder die Polizei.
- Zeigen Sie ein gesundes Misstrauen, wenn unangemeldet jemand bei Ihnen klingelt. Kommunizieren Sie zunächst über die Sprechanlage, durch ein geöffnetes Fenster oder die geschlossene Tür und schauen durch den Türspion. Rufen Sie im Zweifel den angeblichen Auftraggeber desjenigen an und fragen dort nach. Sie sollten dabei die Telefonnummer selbst herausfinden. Binden Sie bei Bedarf Nachbarn oder sonstige Vertrauenspersonen ein.
- Laden Sie sich die Informationsbroschüre des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herunter.
Haben wir noch etwas vergessen? Fallen Ihnen weitere Tipps und Tricks ein?