Gut 30 Jahre ist es nun her, dass der damalige Arbeitsminister Norbert Blüm erklärte: „Die Rente ist sicher!“. Heute mehren sich die Zweifel an dieser Aussage und Altersarmut ist längst zur traurigen Realität in Deutschland geworden. Insbesondere Menschen, die ein sehr geringes Einkommen hatten oder Lücken in ihrer Erwerbsbiografie aufweisen, beziehen eine geringe Rente und sind häufig auf die Grundsicherung angewiesen.
Derzeit erhalten Rentner in Deutschland im Durchschnitt weniger als 50 Prozent des aktuellen durchschnittlichen Nettoeinkommens. Im internationalen Vergleich ist das wenig. Zudem täuscht diese Durchschnittsbetrachtung darüber hinweg, dass Frauen beim Rentenbezug deutlich schlechter abschneiden, es also eine große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen gibt.
Wenn wir über die Landesgrenzen hinausschauen, lesen wir, dass die durchschnittlichen Rentenzahlungen in Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden höher liegen als in Deutschland. Wir sind der Frage nachgegangen, ob das stimmt und wenn ja, warum das so ist.
Renten in Europa: das Beispiel Österreich
In Österreich dürfen sich die Ruheständler nach ihrem Renteneintritt mit 65 Jahren über Weihnachts- und Urlaubsgeld freuen, also 14 Auszahlungen ihrer Rente pro Jahr. Wie kommt es zu der höheren Rente und wie unterscheidet sich das österreichische System vom deutschen? Es sind im Wesentlichen die folgenden Unterschiede:
- Seit 2005 müssen in Österreich auch alle Selbstständigen und Freiberufler in die Rentenversicherung einzahlen. Zuvor hatten bereits die Beamten eingezahlt, anders als in Deutschland.
- Die Mindestdauer der Versicherung, um eine Rente zu bekommen, beläuft sich in Österreich auf 15 Jahre, in Deutschland sind es nur fünf Jahre.
- Derzeit beträgt der Beitragssatz 22,8 Prozent und liegt damit höher als in Deutschland.
Allerdings wird auch Österreich nicht umhin kommen, das System grundlegend zu überarbeiten. Bereits jetzt schießt der Staat jedes Jahr Milliardenbeträge in die Rentenversicherung ein. Gleichzeitig verschlechtert sich das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern, und die Menschen leben immer länger.
Die Rente in der Schweiz
Oft wird die Schweiz als leuchtendes Beispiel für ein hervorragendes System der Altersvorsorge genannt. Stand heute mag das zwar noch stimmen, aber die Zukunft des Systems steht dennoch auf wackligen Füßen. Derzeit gehen die Schweizer mit 64 Jahren (Frauen) und 65 Jahren (Männer) früher in den Ruhestand, als es für das Rentensystem gut wäre. Um die hervorragende Versorgung im Alter langfristig zu gewährleisten, sollte das komplette System überarbeitet werden. Die Schweizerinnen und Schweizer lehnten 2017 jedoch die geplante Reform ab.
Wie hoch liegt die Rente in Holland?
Unsere holländischen Nachbarn hingegen haben die Zeichen der Zeit erkannt und bereits zum Jahresbeginn 2018 beschlossen, das Renteneintrittsalter zu erhöhen. Bis 2021 hebt es der niederländische Staat auf 67 Jahre an. Langfristig bleibt es jedoch nicht dabei, das Renteneintrittsalter wird weiter steigen – analog der steigenden Lebenserwartung. Ähnlich wie in Österreich zahlen in Holland alle Erwerbstätigen in diese Volksversicherung ein – nicht nur die Angestellten. Dabei gilt es, eine Grundrente und die verpflichtende betriebliche Altersvorsorge zu unterscheiden. Erstere ist für alle gleich und orientiert sich am gesetzlichen Mindestlohn. Die Betriebsrente wiederum ist eine Versicherung der Erwerbstätigen (angestellt und selbstständig) und ihre Höhe richtet sich nach den gezahlten Beiträgen. Im Gegensatz zu Deutschland zahlen die Arbeitnehmer einen größeren Anteil der Beiträge für die Rentenversicherung.
Zusammenfassend können wir sagen, dass das heutige Rentenniveau in den Nachbarländern höher liegt. Mindestens für die Schweiz und Österreich bestehen jedoch Zweifel, ob sich dies langfristig halten wird. Lediglich die Niederlande scheinen mit ihrem System vergleichsweise gut aufgestellt.