Haben Sie sich schon die Frage gestellt, wie Sie im Alter wohnen möchten? Vielleicht sind sie unschlüssig, ob und wie Sie ihre Wohnsituation verändern könnten. In diesem Spannungsfeld ist Sabine van Waasen mit ihrer Beratungsagentur (http://wohn-alternativen.de/ ACHTUNG: aktuell kann die Seite nicht geladen werden, ab Dienstag dem 12. juni steht sie wieder zur Verfügung) rund um das Thema Wohnen im Alter genau die richtige Ansprechpartnerin. Ihr Tipp: Planen Sie frühzeitig und nicht erst, wenn akuter Bedarf besteht.
Frau van Waasen, die Frage „Wie möchte ich im Alter leben?“ treibt viele Menschen um. Worin besteht Ihre Unterstützung in diesem Entscheidungsprozess?
Wichtig ist, den riesigen Berg an Fragen und Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Schritt für Schritt. Am Anfang finde ich im Gespräch heraus, wo die Bedarfe liegen, wo die Not am größten ist und wo ich helfen kann. Bislang findet diese oft für alle Beteiligten belastende Situation innerhalb der Familie statt. Mein Ziel ist es, als Moderatorin diesen Prozess zu begleiten, da ich neutral bin und das notwendige Fachwissen und die Erfahrung mitbringe, was Vieles erleichtert.
Zudem fungiere ich als Schnittstelle und Ansprechpartnerin für die damit verbundenen unterschiedlichen Themenbereiche und entlaste die Menschen, indem sie nicht mit einer Handvoll verschiedener Dienstleister sprechen und verhandeln müssen. Ich kooperiere mit Maklern, mit Experten aus dem Pflegebereich, Handwerkern oder Finanzierungsexperten.
Sie plädieren dafür, sich frühzeitig mit dem Thema “Wohnen im Alter” zu beschäftigen. Warum?
Wenn durch einen Sturz oder eine Krankheit das Problem plötzlich da ist, fehlen oft die emotionalen und körperlichen Ressourcen, um ohne zu viele Kompromisse für die neue Situationen Lösungen zu finden. Denn die meisten Menschen möchten möglichst lange selbstbestimmt in der eigenen Wohnung bleiben. Deshalb ist es wichtig, dass die Menschen sich darum kümmern, wenn es ihnen noch gut geht.
Dann kann es gelingen, auch im Alter möglichst lange selbstbestimmt zu wohnen?
Wenn ich weiß, was ich möchte, kann ich auch danach handeln und proaktiv sein. Die Versorgungsmentalität der jetzigen Elterngeneration, dass es die Familie oder der Staat schon richten wird, können wir uns nicht mehr leisten. Früher war die Pflege der Älteren eine selbstverständliche Familienaufgabe. Das hat sich geändert, viele sind berufstätig oder wohnen weit weg, deshalb ist bei diesem Thema ganz viel in Bewegung und im Umbruch. Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Dringlichkeit des Themas und der Tatsache, dass dies in den Köpfen der Menschen noch nicht angekommen ist. Das möchte ich gern ändern.
Wie sensibilisieren Sie die Betroffenen für das Thema?
Ich halte Volkshochschulkurse und Vorträge, gehe auf Messen und in Seniorenbegegnungsstätten, um die Menschen zu erreichen. Zusätzlich habe ich ein Ladenlokal in der Einkaufsstraße von Ratingen angemietet, damit die Leute spontan reinschauen und mit mir ins Gespräch kommen können. Gerade die Kindergeneration beginnt sich Gedanken zu machen, weil sie die Verantwortung spürt, dass sie diejenigen ist, die es regeln muss.
Eine ganz praktische Frage: Welche Kriterien müssen Häuser und Wohnungen für mehr Komfort im Alter erfüllen?
Mein Ansatz ist es, ein Verständnis dafür zu schaffen, dass es um Komfort geht und barrierefreies Wohnen nicht gleichbedeutend ist mit einer Reha-Ausstattung wie im Krankenhaus. Im Gegenteil kann das z.B. ein schickes und komfortables Bad mit ausreichenden Bewegungsflächen und einer bodengleichen Dusche sein. Denn gerade was wir heute unter dem Komfort Aspekt verändern, ermöglicht uns später bei kommenden Einschränkungen einen möglichst langen Verbleib in der vertrauten Umgebung.
Zu mehr Komfort gehören auch technische Features wie ein elektrischer Rolladenantrieb, der auch Sicherheit und Einbruchschutz bedeutet. Oder eine Videosprechanlage, damit ich sehen kann, wer an der Haustür ist, wenn ich nicht mehr mobil bin. Diese niedrigschwelligen Hilfsmittel eröffnen in diesem Bereich ganz neue Möglichkeiten.
Was sind aus Ihrer Erfahrung die größten Schwierigkeiten, dies umzusetzen?
Die Menschen, die jetzt in Rente gehen, gehören zur reichsten Bevölkerungsschicht. Es kann also nicht am Geld liegen. Die Barrieren sind im Kopf. Man muss diese Barrieren erst einmal aufbrechen, um den Menschen den Zugang dazu zu schaffen. Das ist für mich die größte Herausforderung, die Menschen überhaupt auf die Idee zu bringen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Ihr Ziel ist es, mit Ihrer Arbeit das Altersbild in Deutschland positiv zu verändern. Was ist Ihre Vision für die Zukunft?
So lange Alter defizitär und negativ besetzt ist, wird dieses Thema ganz am Rand bleiben. Es sollte weiter in die Mitte der Gesellschaft gerückt werden. Die Presse hat bereits reagiert, viele Zeitungen schreiben darüber oder es gibt inzwischen Zeitschriften und Online Magazine wie 59plus. Ich bin fest davon überzeugt, dass es nur als gesamtgesellschaftliche Anstrengung zu schaffen ist, den demographischen Wandel zu meistern. Es müssen wieder Werte wie Achtsamkeit und Nachbarschaftshilfe gefördert werden. Baulich kann das gelingen, wenn wir mehr neue Wohnformen anbieten, wie Mehrgenerationenhäuser und Hausgemeinschaften.
Vielen Dank für das Gespräch.
Sabine van Waasen ist Gastautorin bei 59plus und veröffentlich jeden Monat eine Kolumne zum Thema “Wohnen im Alter“. Aufgrund technischer Probleme ist die Webseite aktuell leider nicht aufrufbar, aber Frau van Waasen freut sich bei Interesse über Ihren Anruf unter: +49 (0)2102-14 55 55-0. Ab Dienstag den 12. Juni ist die Onlinepräsenz aber voraussichtlich wieder verfügbar.