Die Entscheidung bezüglich der eigenen Wohnsituation ist eine der wichtigsten Überlegungen im Leben. Während in jüngeren Jahren oft die Nähe zum Arbeitsplatz, gute Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder oder das Nachtleben ausschlaggebend sein können, ändern sich im Alter die Anforderungen an das eigene Zuhause. Aspekte wie Barrierefreiheit, die Nähe zu Ärzten oder die Freizeitmöglichkeiten werden dabei zunehmend mehr geschätzt.
Deshalb stellen sich viele Menschen der Generation 59plus früher oder später die Frage, welche Wohnsituation in den kommenden Jahren ihren Bedürfnissen entspricht – eine gekaufte oder eine gemietete Immobilie? Beide Optionen haben Vor- und Nachteile die der Immobilienmakler aus Koblenz, Nico Middelkamp, im folgenden Artikel als Hilfe zur Entscheidungsfindung näher beleuchten wird.
Vorbereitung: Analyse der Lebenssituation
Bevor sich Senioren intensiver mit der Frage auseinandersetzen, ob sie ihren Lebensabend in einer gemieteten oder gekauften Immobilie verbringen möchten, sollten sie sich zunächst mit ihrer derzeitigen Lebenssituation beschäftigen. Verschiedene grundlegende Aspekte sind nämlich Ausschlusskriterien für die eine oder andere Wohnform. Dazu gehört unter anderem die Wohndauer. Wer jetzt schon weiß, dass er in wenigen Jahren erneut umziehen wird, ist vermutlich in einem Mietverhältnis besser aufgehoben.
Eng damit verbunden ist die Frage nach der Flexibilität. Wer eine Immobilie kauft, bindet sich in der Regel langfristig an dieses Objekt. Mehr Freiheiten bietet hingegen ein gemietetes Objekt. Gerade, wenn die Zukunftspläne bislang nicht detailliert bekannt sind, kann diese Option die bessere Lösung sein.
Nicht zuletzt kann die finanzielle Situation Aufschluss darüber geben, ob eine Immobilie gemietet oder gekauft werden sollte. Für den Erwerb eines Objekts wird im Alter in der Regel mehr Eigenkapital verlangt als in jungen Jahren. Für manche Senioren sind daher ihre finanziellen Rücklagen wegweisend für die Miet- oder Kaufentscheidung.
Vorteile der Wohnformen
Abgesehen von diesen Voraussetzungen bietet jede Wohnform ihre eigenen Vorteile, die unterschiedlich gewichtig eingeschätzt werden.
Vorteile des Mietens im Alter
Wer sich dazu entscheidet, seinen Lebensabend in einer gemieteten Immobilie zu verbringen, erhält sich ein Höchstmaß an Flexibilität. Das erlaubt es dem Senior, jederzeit auch kurzfristig auf veränderte Lebensumstände zu reagieren. Ein Umzug näher zur Familie oder in eine betreute Wohnform lässt sich so zum Beispiel innerhalb weniger Wochen oder Monate realisieren, weil keine langfristige Bindung an eine Immobilie vorliegt.
Darüber hinaus ist der persönliche Aufwand in einem Mietverhältnis deutlich geringer. Vor allem Reparaturen und Maßnahmen zur Instandhaltung der Immobilie liegen bei gemieteten Objekten in der Verantwortung des Vermieters. Das kann im Ruhestand eine deutliche Erleichterung darstellen – auch, weil die monatlichen Kosten auf diese Weise stets dieselben und somit planbar bleiben.
Für die Miete einer Immobilie ist zudem abgesehen von der Bereitstellung einer Kaution kein Eigenkapital notwendig. Die Liquidität des Seniors bleibt dadurch bestehen und ermöglicht auch im Ruhestand mehr Ausgaben für Reisen oder Freizeitaktivitäten. Doch auch für die Erhaltung der Gesundheit oder andere Zwecke lassen sich so leichter finanzielle Mittel aufbringen.
Vorteile des Kaufens im Alter
Nicht nur das Mieten, auch der Kauf einer Immobilie ist mit Vorteilen verbunden. An erster Stelle ist hier die langfristige Sicherheit zu nennen, die mit Wohneigentum unmittelbar einhergeht. Wer sein eigener Vermieter ist, muss zu keinem Zeitpunkt mit Mietsteigerungen oder unerwarteten Kündigungen rechnen – eine eigene Immobilie kann auf diese Weise das Sicherheitsbedürfnis vieler Senioren zufriedenstellen und ist gleichzeitig eine beliebte Form der Altersvorsorge.
Hinzu kommt die unbegrenzte Gestaltungsfreiheit bei Wohneigentum. Das wird insbesondere dann interessant, wenn Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit umgesetzt werden müssen, die dann keiner Zustimmung durch einen Vermieter bedürfen. Aber auch bei allen anderen Gestaltungswünschen ist der Senior in seiner gekauften Immobilie niemandem Rechenschaft schuldig.
Nicht zuletzt nutzen viele Menschen Wohneigentum zur Vermögensübertragung. Das Haus oder die Eigentumswohnung wird dann an die Kinder oder Enkel vererbt und hat im besten Fall – vor allem in attraktiven Lagen – sogar noch eine deutliche Wertsteigerung erfahren.
Berücksichtigung finanzieller Aspekte
Unabhängig von den Vorteilen, die jede der beiden Wohnformen mit sich bringt, müssen Senioren jedoch auch die jeweils einhergehenden finanziellen Aspekte berücksichtigen. In einem Mietverhältnis muss jeden Monat die vereinbarte Miete gezahlt werden. Diese muss zur Höhe der Rente passen, damit sich der Senior nicht langfristig übernimmt. Gegebenenfalls kommen staatliche Zuschüsse, zum Beispiel das Wohngeld, infrage, um die monatliche Belastung zu reduzieren.
Bei einem Kauf hingegen stellt sich vor allem die Frage nach der Finanzierung im Alter. Der Idealfall ist dabei ein Kauf ohne Kredit – auch, weil Bankinstitute Kredite häufig nur bis zu einem bestimmten Alter gewähren. Wenn dennoch eine Teilfinanzierung notwendig ist, sollten unbedingt die Angebote mehrerer Kreditanbieter eingeholt und verglichen werden. Nicht zu unterschätzen sind zudem die Kaufnebenkosten, die in der Regel einen mittleren fünfstelligen Betrag ausmachen.
Dazu gehören die Grunderwerbssteuer, die Notarkosten und die Maklerprovision. Ein weiterer Kostenpunkt, den viele Menschen beim Kauf einer Immobilie nicht auf dem Schirm haben, sind die laufenden Kosten für das Objekt. Mit der eventuellen Rückzahlung des Kredits ist es nämlich nicht getan; auch die Grundsteuer, Kosten für die Instandhaltung und die Rücklagenbildung müssen bei der Prüfung der finanziellen Situation eingeplant werden.
Einbeziehen der Zukunftsplanung
Sobald die Entscheidung getroffen wurde, ob der Lebensabend in einem gekauften oder gemieteten Objekt verbracht werden soll, geht es an die Suche nach geeigneten Immobilien. Dabei sollten einige Dinge berücksichtigt werden, die die kurz- und langfristige Zukunft betreffen.
Gerade Senioren müssen zum Beispiel ihren Gesundheitszustand möglichst realistisch einschätzen. Eine Immobilie, die bereits barrierefrei ist oder zumindest mit wenigen Maßnahmen an besondere Bedürfnisse angepasst werden kann, stellt dabei eine sinnvolle Option dar. Auch die Mobilität nimmt im Alter erfahrungsgemäß eher ab. Deshalb ist die Nähe zu Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und öffentlichen Verkehrsmitteln ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für eine Immobilie.
Ähnlich verhält es sich mit dem sozialen Umfeld. Während eine Entfernung zur Familie von einigen Kilometern kurz nach dem Renteneintritt häufig noch gut zu bewältigen ist, sieht es im hochbetagten Alter schon anders aus. Wer großen Wert auf Nähe zur Familie legt, sollte dies deshalb schon frühzeitig bei der Entscheidung für eine Immobilie berücksichtigen. Auch das soziale Netzwerk in der Nachbarschaft ist für viele Senioren eine wichtige Stütze bei der Bewältigung des Alltags und kann dadurch zu einem wichtigen Entscheidungskriterium werden.
Expertenrat und Unterstützung
Die Entscheidung für oder gegen eine Immobilie zur Miete oder zum Kauf kann sehr komplex sein und wird durch die Berücksichtigung von zukünftigen Aspekten nicht einfacher. Dennoch müssen Senioren diese wichtigen Überlegungen nicht alleine anstellen. In steuerlichen Belangen kann ein Gespräch mit einem Steuerberater hilfreich sein, der über relevante Informationen wie die Grundsteuer aufklären kann. Bei rechtlichen Fragen hingegen ist ein Fachanwalt der richtige Ansprechpartner, beispielsweise dann, wenn es um rechtliche Vorschriften rund um die Erbschaft geht.
Ein Beratungsgespräch mit einem Immobilienmakler kann besonders aufschlussreich sein. Mit seiner Expertise rund um den An- und Verkauf von Immobilien kennt er alle relevanten Faktoren, die zu einer Entscheidung beitragen können. Gegebenenfalls bringt er zudem weitere Optionen ins Spiel, an die der Immobiliensuchende bisher noch gar nicht gedacht ist. Hinzu kommt die lokale Expertise, denn ein guter Immobilienmakler weiß stets über die aktuelle Situation in seiner Umgebung Bescheid und kann seine Ratschläge noch individueller auf seine Kunden zuschneiden.
Fazit
Ob der Lebensabend in einer gemieteten oder gekauften Immobilie verbracht wird, ist in erster Linie eine Frage der persönlichen Präferenzen, der finanziellen Möglichkeiten und der gewünschten Flexibilität. Auch die individuellen Lebensziele und die Zukunftspläne spielen bei dieser wichtigen Entscheidung eine maßgebliche Rolle. Um die Option zu ermitteln, die für Sie persönlich die richtige ist, sollten Sie sich schon frühzeitig mit allen Möglichkeiten auseinandersetzen und sich über die Umstände in Ihrer Region informieren. Unterstützung finden Sie dabei bei Fachanwälten oder Steuerberatern, vor allem aber bei Immobilienmaklern.
Über den Autor:
Nico Middelkamp ist Immobilienmakler in Koblenz und spezialisiert auf den Bereich Wohnimmobilien. In seiner Tätigkeit hat er regelmäßig mit Menschen der Generation 59plus zu tun, die aus verschiedenen Gründen ihre Immobilie im Alter verkaufen möchten oder müssen.