Wenn sich Oma und Opa gut mit den Enkeln verstehen, war das für die Eltern schon immer eine unschätzbare Hilfe, auch wenn die Großeltern nicht am gleichen Ort wohnen. Heute ist diese Hilfe wertvoller denn je; und Sie können die Eltern auch aus der Ferne gewaltig unterstützen. Umfassende Bildschirm- oder Telefongespräche mit den Enkeln (über Sorgen und Ängste, Hausaufgabenrätsel oder Beschäftigungsideen …) helfen z. B. oft schon sehr. Geistig fitte, belesene Senioren können den Eltern aber auch wichtige Informations-Arbeit abnehmen, z. B. über die Möglichkeiten moderner, professioneller Zahnpflege und rätselhafte Erscheinungen wie die Melanodontie, die fast nur Kinder betrifft:
Geheimnisvoller Black Stain: Schwarze Zähne trotz Zähneputzen
Wenn die Kinder über schwarze Verfärbungen auf den Zähnen ihrer Kinder klagen, können Sie sogar ganz viel für den Familienfrieden tun, wenn Sie über das Thema Melanodontie aufklären:
Es handelt sich um dunkle Zahnverfärbungen bzw. gefärbte Rückstände auf den Zähnen, die sich vor allem am Übergang vom Zahn zum Zahnfleisch zeigen. Verursacht werden die auch “Black Stain” genannten Verfärbungen durch einfärbende (chromogene) Bakterien. Diese Bakterien sind Teile der natürlichen Mundflora der Betroffenen. Sie entwickeln aus und mit Bestandteilen des Speichels Stoffwechselprodukte, die eine ganze Reihe von Farben auf den Zähnen hinterlassen können:
1. Am häufigsten sind Verfärbungen, die zum Abschluss ihrer Entwicklung schwärzlich bis schwarz aussehen. Anfangs erscheinen sie als punktförmige, braun-pigmentierte Stellen, die sich dann zu zusammenfließenden dunkelbraunschwarzen Linien entwickeln. Diese Linien sind 0,5 bis 1,0 mm stark und verlaufen gewöhnlich girlandenförmig, parallel zum Zahnfleischrand. Die Verfärbungen können an allen Zähnen auftreten und lassen sich besonders schwer entfernen. Der Grund ist, dass die Verfärbungen eine spezielle Form bakterieller Plaque aus dicht gepackten Bakterien (meist grampositiven Stäbchen in einer Matrix) und schwarzer Farbe in Form von unlöslichem Eisensulfid darstellen.
2. Als zweithäufigste Verfärbung treten Grüntöne, flächige und diffuse oliv- bis dunkelgrüne, oft “schmutzig” wirkende Ablagerungen auf. Sie erscheinen bevorzugt auf den oberen Frontzähnen und bleiben meist auf deren Außenflächen beschränkt, wo sie etwa die Hälfte des Zahns auf der Zahnhals-Seite bedecken. Auch diese Beläge gelten als schwer entfernbar, die Zusammensetzung ist bisher weitgehend unbekannt. Dentologen vermuten, dass hier neben chromogenen Bakterien auch Chlorophyll, Pilze und Blutpigmente an der Verfärbung beteiligt sind.
3. Selten werden hellrote bis orangefarbene Beläge beobachtet, die sich auf das Zahnfleisch nahe Drittel der äußeren und inneren Zahnflächen konzentrieren und weicher als die dunklen Ablagerungen sind. Sie entstehen durch einen Mix verschiedener Bakterien, welche genau, ist noch nicht bekannt.
Gesundheitsschädlich oder nicht?
An der Entstehung der verfärbten Ablagerungen sind also ganz verschiedene Bakterienarten beteiligt. Es gibt noch wenig Überblick darüber, ob es sich um zusätzlich angesiedelte Bakterien handelt oder um Bakterienarten der natürlichen, nützlichen Mundflora, die in ungünstigen Mischungen oder aufgrund von Fremdeinflüssen wie Antibiotika beginnen, Verfärbungen zu verursachen. Die Zahnmediziner sind sich aber einig darüber, dass diese Bakterien wenigstens nicht gesundheitsschädlich sind. Eher das Gegenteil: Die färbenden Bakterien-Arten scheinen den fremden Gästen weniger Raum zu lassen, die wir nicht in der Mundflora haben möchten: den zerstörerischen Karies-Bakterien. Es gibt erste Hinweise darauf, dass betroffene Kinder seltener Karies bekommen als Altersgenossen mit strahlend weißen Zähnen.
Trotzdem bilden diese Bakterien hartnäckige Beläge, die auch durch gründliches Zähneputzen und rundum vorbildliche Mundhygiene nicht entfernt werden können. Gerade für die meist betroffenen Kinder sind diese Beläge meist ein schlimmes Problem:
Melanodontie: Ein ernstes, aber lösbares Problem
Melanodontie ist kein unlösbares Problem, sondern lässt sich mit folgenden Tipps bei Schwarzen Zähnen schnell in den Griff bekommen:
– Raten Sie den Eltern, schnellstens einen Zahnarzt-Termin zu einer professionellen Zahnreinigung zu machen (dazu gleich genauer im nächsten Absatz)
– Bis zu diesem Termin sollte das Problem offen angesprochen werden, damit die Kinder nicht mangelnder Hygiene verdächtigt werden
– Raten Sie den Eltern, auch den Freundes- und Bekanntenkreis, KiTa-Betreuer und Lehrer über das Phänomen Melanodontie aufzuklären
– Die unschönen Verfärbungen könnten letztlich jeden betreffen; selbstverständlicher, offener Umgang mit Melanodontie erleichtert die Leidensphase für die Kinder ganz erheblich
– Da die Bakterien durch Speichel übertragen werden können, sollte der Austausch von Speichel (und der versehentliche Austausch von Zahnbürsten) vermieden werden
Wen betrifft die Melanodontie?
Es empfiehlt sich das Problem schnell in Angriff zu nehmen, denn mit Melanodontie haben vor allem Kinder und manchmal auch noch Jugendliche zu kämpfen: 10 bis 20% aller Kinder müssen sich im Alter zwischen dem 5. und dem 14. Lebensjahr mit unschönen schwärzlich-braunen Verfärbungen ihrer Zähne herumschlagen. Die grünlichen Fehlfärbungen treten bei ca. 3 bis 6 % der Kinder auf, orangefarbene bis rötliche Zahnbeläge sind noch seltener beobachtet, gehen aber doch als erwähnenswerte Gruppe in die Statistik ein. Die Verfärbungen zeigen sich häufig schon auf den Milchzähnen, können aber auch nach dem Zahnwechsel auftreten und Jugendlichen bis ins 15. Lebensjahr das Leben schwer machen.
Denn Sie können sich sicher vorstellen, wie sehr gerade die Heranwachsenden unter diesen unschönen Erscheinungen leiden. Obwohl Melanodontie nichts mit schlechtem Zähneputzen zu tun hat, werden die Kinder schief angesehen und schlechter Mundpflege verdächtigt, hinter ihrem Rücken wird getuschelt, verunsicherte Freunde wenden sich manchmal sogar ab.
Behandlung und Ausblick
Der Zahnarzt geht mit einer besonders schonenden, professionellen Zahnreinigung gegen die durch Melanodontie verursachten Verfärbungen vor. Er setzt Pulverstrahlgeräte und Polierpasten in verschiedenen rauen und feinen Zusammensetzungen ein. Reinigt jede Grube und Fissur in den Zahnoberflächen mit Ultraschallspitzen und empfiehlt meist auch noch eine besondere Zahnpasta und ein Mundwasser für die anschließende häusliche Zahnpflege.
So lassen sich die Beläge gewöhnlich gut und vollständig entfernen. Ob und wie stark sie wiederkommen, hängt letztlich davon ab, in welchem Ausmaß die verursachenden Bakterien in der Mundflora des betroffenen Kindes überdauern können. Mit der Entfernung des dicht mit Bakterien durchsetzten Belages rediziert sich die Bakterienlast ganz erheblich. Mit jeder Wiederholung der professionellen Zahnreinigung geschieht das wieder. Die empfohlenen (mineralisierenden) Zahnpastas und Mundwässer reduzieren die Bakterienlast weniger, dafür aber während der täglichen Pflege ständig. Deshalb gibt es auch Hinweise darauf, dass eine verstärkte, sorgfältige Mundhygiene und die Nutzung einer besonders gut reinigenden elektrischen Zahnbürste nach der professionellen Zahnreinigung das Neuauftreten der Beläge verzögern kann.
Familiäre Veranlagerung
Weiter wird in der Forschung eine gewisse familiäre Veranlagung zur Entwicklung des Problems vermutet. Zum Beispiel wird bei den betroffenen Kindern oft eine stark zerklüftete Zahnmorphologie beobachtet. Diese kann auf erbliche Einflüsse, aber auch auf eine mineralstoffarme Ernährung der Familie hinweisen. Weiter könnte die farbgebende Mundflora von den Eltern übernommenen worden sein, die dann bis zur stabilisierenden Veränderung der Mundflora in der Pubertät vielleicht auch unter Melanodontie gelitten haben. Dann bestehen gute Chancen, dass sich das Belag-Problem mit eben diesen Veränderungen der Mundflora in der Pubertät von selbst löst. Ungünstige Veränderungen der Mundflora werden oft auch durch Antibiotika-Behandlungen oder falsche Ernährung (mit-) verursacht. Wenn die Beläge durch professionelle Zahnreinigung nur schlecht in den Griff zu bekommen sind, empfiehlt sich deshalb die Konsultation eines ganzheitlich arbeitenden Zahnarztes, der ggf. auch Ernährungsmediziner zur Beurteilung hinzuzieht.